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Wechselkurse: Frankreich greift an, Deutschland antwortet

Auch an der Euro-Dollar-Börse gehen die Meinungen von Paris und Berlin auseinander: Der starke Euro hat zwar die Preise importierter Produkte gesenkt, was wiederum die Preise vieler Waren in der Eurozone nach unten drückt – das Risiko besteht darin, dass der Euro aufwertet beschleunigt die Deflationsspirale – Valls wünscht sich eine EZB nach Fed-Modell.

Wechselkurse: Frankreich greift an, Deutschland antwortet

Frankreich greift an, Deutschland antwortet. Auch beim Euro-Dollar-Wechsel gehen die Ansichten von Paris und Berlin auseinander. Bereits im vergangenen Frühjahr entzündete sich die politische Debatte an den Äußerungen des französischen Präsidenten François Hollande, wonach die Europäische Zentralbank hätte eingreifen müssen, um den Wechselkurs zu korrigieren und die Gemeinschaftswährung abzuwerten. Ein Jahr später war es an ihrem neuen Premierminister Manuel Valls, ins Amt zurückzukehren und Mario Draghi zu bitten, den Eurotower in eine Zentralbank im Fed-Stil umzuwandeln, die sensibel für die Bedürfnisse von Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstum ist. Tatsächlich hat der starke Euro die Preise importierter Produkte gesenkt, was wiederum die Preise vieler Waren in der Eurozone gedrückt hat. Das Risiko besteht darin, dass die Aufwertung des Euro die Deflationsspirale beschleunigt.

Das erkannte auch Mario Draghi im Gespräch mit Journalisten in den Pressekonferenzen nach den letzten beiden Sitzungen des EZB-Rates. Besonders negativ wirkt sich der starke Euro aber auch auf die französisch-italienische Exportwirtschaft aus, die laut einer Studie von Deutsche Bank Research aus dem vergangenen Jahr auch wegen des ungünstigen Wechselkurses nicht wettbewerbsfähig wäre. Die Deutschen beschweren sich vorerst nicht. Für Kanzlersprecher Steffen Seibert fällt die Entscheidung über die Wechselkurspolitik nicht unter das Mandat der EZB, sondern ist durch die Verträge den politischen Gremien der Gemeinschaft, darunter dem Rat, übertragen. Doch auch in Deutschland scheint ein Teil des Establishments seine Meinung ändern zu können. Was heutzutage die Seiten der Zeitungen füllt, ist der Vorschlag von Peter Bofinger, neokeynesianischer Makroökonom an der Universität Würzburg und seit zehn Jahren Mitglied der CD. Rat der "Fünf Weisen", das maßgebliche Beratungsgremium der Bundesregierung in Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik.

In einem Interview mit der Welt am Sonntag vom 12. Mai unterstrich Bofinger, dass „Wechselkurse mittlerweile von makroökonomischen Fundamentaldaten losgelöst sind, sodass ein Eingreifen der EZB gerechtfertigt wäre“. Insbesondere Frankfurt solle „dem Beispiel der Schweizer Notenbank folgen, also einen genauen Wechselkurs festlegen und verteidigen“. Konkret bedeutet dies, dass der Eurotower „im großen Stil US-Staatsanleihen aufkaufen“ soll, allerdings im Rahmen konzertierter Aktionen der Zentralbanken. Eine expansive Politik, die solche kollektiven Maßnahmen außer Acht lässt, könnte den Trend nicht umkehren können. Einen ähnlichen Vorschlag machte auch der Harvard-Ökonom Jeffrey Frenkel, der in den Kolumnen der Sole 24 Ore im Sonntagsleitartikel von Guido Tabellini zitiert wird. An der deutschen Exportfront sitzen die direkt Beteiligten in einer Nische.

Deutsche Unternehmen haben in der Vergangenheit bereits die preisempfindlichsten Produktionen ausgelagert und in Deutschland behalten, was stattdessen Know-how erfordert, von dem nur die Deutschen glauben, dass sie es haben können. Der Verband Deutscher Exportunternehmen bestreitet daher, dass der starke Euro ein Problem darstelle. Insbesondere der Präsident des Verbands, Anton Börner, der dem CDU-Finanzminister Wolfgang Schäuble sehr nahe steht, argumentiert, dass „selbst bei einem Kurs von 1,40 der Die deutsche Exportindustrie würde es schaffen. Ein starker Euro wirkt disziplinierend auf Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften». Mit anderen Worten: Wer deutsche Waren kauft, kauft sie wegen ihrer Qualität und nicht wegen des Preises, während er für Länder mit geringer Wettbewerbsfähigkeit den bitteren Kelch der Reformen trinken muss, "wie es Deutschland in der Vergangenheit in Gegenwart eines starken markieren". Anders sieht Dirk Schlotböller, Makroökonom des Verbandes der Deutschen Industrie und der Deutschen Auslandshandelskammern (DIHK), für den „die Unternehmen den zu starken Euro bereits zu spüren bekommen“. Vor allem Robert Bosch und Volkswagen planen neue Ansiedlungen. 

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