„Mit der Regierung von Mario Monti kann Italien Probleme gut lösen“. Der Sprecher von Bundesminister Wolfgang Schäuble sagte Martin Kotthaus in Berlin auf eine Frage zu den Schwierigkeiten italienischer Banken.
Dann intervenierte derselbe Minister in einem Interview mit der Wochenzeitung Der Spiegel über die Zukunft Europas. "Innerhalb einiger Jahre, in Deutschland könnten die Bürger aufgerufen werden, in einem eidgenössischen Referendum über eine neue deutsche Verfassung abzustimmen, notwendig, um weitere Kompetenzen auf die EU zu übertragen“.
Die Grenzen der aktuellen Verfassung im Hinblick auf den Integrationsprozess könnten laut Schäuble "früher erreicht werden, als ich noch vor wenigen Monaten dachte". Auch wenn „niemand weiß wann“. Für den christdemokratischen Politiker hatten bisher in Europa „fast immer die Mitgliedstaaten das letzte Wort. Diese Bedingung kann nicht von Dauer sein: Wir müssen Brüssel in wichtigen politischen Bereichen mehr Befugnisse einräumen, ohne dass jeder Nationalstaat Entscheidungen blockieren kann.“ Schäuble will die EU-Kommission in eine echte europäische Regierung verwandeln, den Präsidenten des EU-Rates direkt von den Bürgern der 27 Mitgliedsländer wählen zu lassen und die Rolle des EU-Parlaments zu stärken.
In diesem Zusammenhang erinnert die deutsche Presse heute daran, dass die aktuelle Verfassung keine Möglichkeit eines Referendums auf Bundesebene, etwa zu Europafragen, vorsieht. Änderungen des Grundgesetzes – wie die deutsche Verfassung genannt wird – können vom Parlament nur mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. „Nach dem Zweiten Weltkrieg und den gescheiterten Erfahrungen der Weimarer Republik – schreibt die Agentur dpa – haben die Verfassungsväter und -mütter das neue politische System bewusst als repräsentative Demokratie aufgebaut.“