Großbritannien befindet sich im vollen Wahlkampf vor den Wahlen am 7. Mai 2015. Umfragen setzen bereits darauf, dass diese Wahl die unberechenbarste aller Zeiten sein wird. Über den möglichen Sieger dieser Wahlen 2015 gibt derzeit niemand Prognosen ab, aber alle sind sich einig, dass aus den Umfragen keine Regierungsmehrheit hervorgehen wird, sondern das Porträt eines gespaltenen Landes. Labour und Konservative werden am Rande der letzten Abstimmung konkurrieren, um zu entscheiden, wer zwischen Ed Miliband und David Cameron der nächste britische Premierminister sein wird. Heute Abend (21 Uhr italienischer Zeit) übertragen der Privatsender ITV und der BBC News Channel die mit Spannung erwartete erste und einzige Live-TV-Debatte zwischen den sieben Führern der großen Parteien, darunter Cameron, Ed Miliband, Farage, Nick Clegg, Nathalie Bennett und Lean Wood und Nicola Sturgeon.
Großbritanniens Verbleib in der EU
Die Wahlen am 7. Mai werden nach Ansicht britischer Beobachter die wichtigsten der Nachkriegszeit sein. Auf dem Spiel steht nämlich nicht nur die Führung Großbritanniens für die nächsten fünf Jahre, sondern auch die Mitgliedschaft des Königreichs in der Europäischen Union. Zu diesem Thema ist der Streit sowohl im englischen Parlament als auch unter den Bürgern sehr hitzig. Auf der einen Seite steht nämlich der scheidende Premier Cameron, der versprochen hat, im Falle eines Wahlsiegs ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU abzuhalten; und auf der anderen Seite Milibands Labour Party, die von einem solchen Referendum nicht einmal reden wollen.
Nicht nur Labour und Konservative
Eine weitere Besonderheit der anstehenden Wahlen in Großbritannien liegt in der Ungewissheit, welches Ergebnis die derzeitige dritte Partei im Land erzielen wird: die UKIP von Nigel Farage, die ebenfalls stark auf einen Austritt Großbritanniens aus der EU abzielt. Tatsächlich könnten die bevorstehenden Wahlen Meinungsforschern zufolge auch der historischen englischen Überparteilichkeit ein Ende bereiten. In der politischen Geschichte Großbritanniens gab es jahrzehntelang geteilte Mehrheitsstimmen von Labour und Konservativen mit Spitzenwerten von über 90 %. Aber die Wahlen vom 7. Mai 2015 könnten einen historischen Einschnitt darstellen.
Die Umfragen zu den Wahlen vom 7. Mai
Jüngsten Umfragen zufolge werden Labour und Konservative die nächsten 650 Mitglieder des Unterhauses im Wesentlichen zu gleichen Teilen aufteilen. Nach den neuesten Prognosen werden die beiden Parteien die Protagonisten eines Kopf-an-Kopf-Rennens sein, bei dem sie sich beide bei etwa 35 % einpendeln werden. Die UKIP von Nigel Farage könnte 12 % erhalten, die Liberaldemokraten 8 % und die Grünen 5 %. Der gestern von Premierminister Cameron mit der Auflösung des Parlaments offiziell eröffnete Wahlkampf könnte interessante Wendungen bereithalten. In einer so unsicheren Lage, die Mehrheit auf 324 Sitze festgelegt, wird es für die Siegerpartei wirklich schwierig, den Weg zur Regierungsbildung zu finden. Aus diesem Grund setzen Meinungsforscher auf Allianzen in letzter Minute.