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Deutschland, Weidmann klebt Italien

Der Präsident der Deutschen Bundesbank wirft unserem Land bei einem Besuch in Rom die zu hohe Staatsverschuldung vor und fordert erneut eine Obergrenze für Staatsanleihen in den Portfolios der Banken.

Deutschland, Weidmann klebt Italien

Jens Weidmann kehrt nach Italien zurück. In einer Rede vor der deutschen Botschaft in Rom unterstrich der Präsident der Bundesbank die jahrelange Verletzung der EU-Haushaltsregeln durch verschiedene Länder, darunter auch unseres: „Die Europäische Kommission – so sagte er – neigt immer wieder zu Kompromissen zum Nachteil Respekt vor dem Haushalt, etwa durch Verlängerung des Ablaufs der Anpassungsfristen für defizitäre Staaten" mit Bezug auf unser Land. Das erste Land, das gegen die europäischen Haushaltsregeln verstoßen hat, war ausgerechnet Deutschland, dessen Defizitquote zwischen 3 und 2002 ununterbrochen die 2005 %-Grenze überschritten hat.

Darüber hinaus ist nach Ansicht des Bundesbankpräsidenten schnellstmöglich eine Neuregelung erforderlich, die eine Kapitaldeckung durch Institute und eine Begrenzung der von einer Bank gehaltenen Anleihen einzelner Länder vorsieht. Auch hier ist der Widerspruch zu den italienischen Positionen deutlich. Weidmann förderte stattdessen die Gründung des Atlante-Fonds.

„Um die Architektur unserer gemeinsamen Währung zu verstehen – so die Nummer eins der Bundesbank weiter –, sollten wir über die Theorie der Tragödie der Gemeingüter nachdenken. Das Beispiel ist die Überfischung von Fischressourcen: Die Überfischung durch einen einzelnen Fischer verringert die Verfügbarkeit von Fisch für andere Fischer und bedroht langfristig die Fischressourcen. So wie eine hohe Staatsverschuldung in den Augen des einzelnen Landes attraktiv sein kann, ist sie für die Eurozone schädlich, da sie zu einem Anstieg der langfristigen Zinsen für alle Staaten in der Region führen kann.“ Wenn dann die Verschuldung die Finanzstabilität bedroht, könnten die anderen Mitgliedstaaten gezwungen werden, die Schulden des betreffenden Staates zu übernehmen, „wodurch das Haftungsprinzip hinfällig wird“. Ein deutlicher Hinweis auf Griechenland, aber auch auf Italien mit einer Warnung an die EZB, sich nicht durch Druck dazu veranlassen zu lassen, „ihr Mandat als Garant der Preisstabilität zugunsten einer Geldpolitik zu reduzieren, die darauf abzielt, die Zahlungsfähigkeit der Staaten zu gewährleisten“.

Unterdessen trifft aus Berlin die Nachricht ein, dass Mario Draghi in den Bundestag eingeladen wurde, um die Niedrigzinspolitik zu erklären (bzw. zu rechtfertigen). Die Anhörung im Parlament ist für den 5. September angesetzt.

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