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Zwischen Sparen und Wachstum: Krugmann fordert Reinhart und Rogoff heraus

Der Konflikt zwischen einigen der berühmtesten Ökonomen der Welt entzündet sich: auf der einen Seite der neokeynesianische Nobelpreisträger Paul Krugman und auf der anderen Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, Befürworter der Austerität und der Doktrin von 90% des BIP als Obergrenze des Defizits – Ein hitziger Streit zwischen zwei unterschiedlichen Wirtschaftsauffassungen.

Zwischen Sparen und Wachstum: Krugmann fordert Reinhart und Rogoff heraus

In der sonst verputzten Akademikerwelt fliegen die Fetzen. Einerseits Nobelpreisträger Paul Krugman, Professor in Princeton, auf der anderen Carmen Reinhart und Kennet Rogoff, Professoren in Harvard, Inkarnationen zweier diametral entgegengesetzter Wirtschaftsvisionen und zweier ebenso unterschiedlicher Hinweise auf den Weg aus der Krise.

Thema des Zusammenstoßes ist die Lehre der beiden Harvard-Professoren, die das eingestellt haben 90 % die Grenze des BIP, über der die Staatsverschuldung liegt sich negativ auf die Staatsverschuldung auswirken würde. Ihre These wird von vielen Akademikern und Regierungschefs in Europa und den Vereinigten Staaten vertreten, geriet aber vor einigen Monaten in eine Krise, als eine Gruppe junger Ökonomen die Richtigkeit der Berechnungen von Reinhart und Rogoff in Frage stellte. Die beiden räumten den Fehler ein, bekräftigten aber die Stichhaltigkeit ihrer These.

Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch Krugman, der mit gestrecktem Bein in den Streit einstieg, Reinhart und Rogoff in seiner Kolumne in der New York Times und über seinen Blog angriff und ihnen vorwarf, ihre Thesen zu konstruieren (die laut Krugman in der Lage waren, Beeinflussung auch der Politik der EZB) auf falsche Daten. Auffälliger als die Haltung des politisch sehr aktiven und notorisch gegen Sparmaßnahmen stehenden Nobelpreisträgers war der harsche Ton seiner Anschuldigungen.

Erst am Sonntag reagierten Reinhart und Rogoff auf die Attacke, staunten über das "spektakulär unzivilisierte" Verhalten eines so angesehenen Ökonomen und präzisierten ihre These. Doch aus dem persönlichen Aufeinanderprallen ist inzwischen das fast manichäische Aufeinanderprallen zweier Visionen der Wirtschaftswelt geworden: auf der einen Seite die Positionen der amerikanischen Konservativen Deutschlands unter Führung von Angela Merkel, auf der anderen Seite die Vision der liberaleren Linken.

Der Einsatz ist sogar noch höher, als es scheint: Auf dem Spiel steht die Bewältigung einer beispiellosen Krise (das Buch von Rogoff und Reinhart trägt den Titel „Diesmal ist es anders“), eine allgegenwärtige, aber oft schlummernde, schleichende Debatte: Wie geht man mit einer solchen Krise um? Immer das Defizit im Blick und mit dem vorrangigen Ziel, die Staatsverschuldung zu kürzen oder durch Wiederankurbeln der Staatsausgaben die stagnierenden Gewässer der wirtschaftlichen Entwicklung wieder zum Leben zu erwecken und die Diskussion über das Defizit auf bessere Zeiten zu verschieben? Auf der einen Seite Sparsamkeit und auf der anderen Seite Wachstum.

Es war Krugman selbst, der einen Stein auf den Zusammenstoß legte, etwas Wasser ins Feuer schüttete und erklärte, dass sowohl er als auch Reinhart und Rogoff Besseres zu tun hätten, als in das Dickicht eines potenziell endlosen Zusammenstoßes zu schlüpfen. Aber die Frage bleibt: Wie kommen wir aus dieser Krise heraus?

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