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REPORT RAIFFEISEN – Aufbruch in zwei Geschwindigkeiten: wer gewinnt und wer verliert

REPORT RAIFFEISEN CAPITAL MANAGEMENT – Wie sich die Finanzmärkte in China, Indien, Russland, Brasilien, der Türkei, Polen, der Tschechischen Republik, Ungarn und Griechenland angesichts der unterschiedlichen wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Realitäten und danach entwickeln und entwickeln werden ersten drei Monate Börse und Rentenmarkt 2015

REPORT RAIFFEISEN – Aufbruch in zwei Geschwindigkeiten: wer gewinnt und wer verliert

Seit März sind die internationalen Aktienmärkte nach den vorangegangenen Kurssteigerungen von einer Phase der Konsolidierung geprägt. Im Durchschnitt waren die Aktienmärkte der Schwellenländer etwas schwächer als die Märkte der Industrieländer. Mittel- und Osteuropa verzeichneten überdurchschnittliche Rückgänge; dies ist jedoch nach den zuvor verzeichneten starken Preissteigerungen nicht ungewöhnlich. Eine positive Ausnahme von diesem Szenario waren jedoch festlandnotierte chinesische Aktien (A-Aktien), die um mehr als 10 % zulegten und damit die beeindruckende Kursrallye der letzten Monate fortsetzten. Zu den Verlierern zählen dagegen Länder wie die Türkei, Griechenland und mehrere Golfstaaten.Während sich die Wirtschaftsdaten im Euroraum leicht verbessern, folgen die US-Konjunkturindikatoren dem Trend der letzten Wochen weiterhin und größtenteils Fälle weniger als erwartet. Für die Weltwirtschaft bedeutet dies schließlich eine Situation, die sich bei weiterhin schwachem Wachstum kaum verändert hat, bei der jedoch weiterhin die Risiken weiterer Wachstumsverlangsamungen, insbesondere in den Schwellenländern, bestehen. Bei den globalen Rohstoffpreisen ist trotz Stabilisierungstendenzen beim Rohöl noch keine Trendwende in Sicht; der Preistrend (in US-Dollar) ist vorerst bei fast allen Rohstoffen weiter rückläufig. Infolgedessen sollte sich der wirtschaftliche Trend der zwei Geschwindigkeiten von Rohstoffexporteuren und -importeuren vorerst fortsetzen.Jeder Anstieg der US-Zinsen stellt immer noch einen Risikofaktor für Aktien, Anleihen und Währungen vieler Schwellenländer dar, auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Zinssatzes hoch ist Zinserhöhung und der erwartete Umfang dieser möglichen Zinserhöhungen sind in letzter Zeit leicht zurückgegangen.

Fokus auf Schwellenländer

China

Die wirtschaftliche Entwicklung in China verlangsamt sich weiter. Nachdem es der Regierung und der Notenbank offenbar gelungen ist, den Immobiliensektor deutlich abzukühlen, fließt immer mehr Anlagekapital in den chinesischen Aktienmarkt und natürlich insbesondere in A-Aktien, die für im Land lebende chinesische Investoren zugänglich sind. Nach kräftigen Kurssteigerungen in den vergangenen Monaten (rund 60 % Anstieg gegenüber dem Index seit Spätsommer) scheint nun bei vielen Anlegern eine gewisse Euphorie zu herrschen. Die Zahl der neuen Brokerage-Konten steigt ebenso rasant wie die kreditfinanzierten Aktienkäufe. Infolgedessen haben einige Sektoren auf dem chinesischen Festlandmarkt bereits exorbitante Bewertungsniveaus erreicht. In diesem Sinne werden chinesische Tech-Aktien mittlerweile mit einem astronomischen Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 200 gehandelt; das ist sogar noch viel höher als die extrem hohen Bewertungen vieler Nasdaq-Technologieaktien in den USA zu Beginn des neuen Jahrtausends, auf dem Höhepunkt der Internetblase. Andererseits gilt dies jedoch nicht für den gesamten Markt. Beispielsweise sind Bankaktien, die in Aktienindizes stark vertreten sind, mit niedrigen, einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnissen überproportional bewertet. Dennoch traut die Mehrheit der Anleger diesen scheinbar günstigen Bewertungen offenbar nicht und sieht vor allem die Risiken möglicher Abschreibungen und Bereinigungen der Kreditportfolios der Banken – trotz des starken Anstiegs der Aktienindizes von Shanghai und Shenzen also mehr als verfrüht, bereits jetzt das Ende der Wiederaufnahme des Lehrbetriebes anzukündigen. Umgekehrt hat der breitere Markt noch erhebliches weiteres preisliches Potenzial. Rückschläge sind jedoch immer möglich, auch aufgrund des offensichtlichen Spekulationsfiebers eines Teils chinesischer Investoren. Hingegen verzeichneten in Hongkong notierte H-Aktien im März nur ein leichtes Plus (ca. +1%); in den ersten Apriltagen begannen sie jedoch wieder stark zu steigen.

India

Die indische Industrieproduktion expandiert weiterhin moderat, insbesondere die Produktion von Investitionsgütern, während die Produktion von Konsumgütern rückläufig ist. Die Inflationsraten hielten kurzzeitig in ihrem Abwärtstrend an, dürften aber in den kommenden Monaten weiter sinken; Es sei denn, es kommt zu einem unerwarteten Anstieg der Ölpreise. Die Zentralbank senkte die Leitzinsen erneut um 0,25 %, was für einige Marktteilnehmer ziemlich unerwartet war, da im März eigentlich keine reguläre Zentralbanksitzung stattfand. Die Inflationsentwicklung und die eingeleiteten haushaltspolitischen Maßnahmen haben die Zentralbank offensichtlich davon überzeugt, dass eine weitere Zinssenkung gerechtfertigt sein könnte. Weitere Zinssenkungen dürften von der Inflation, dem für Indien nach wie vor so wichtigen Monsunmuster und dem globalen Umfeld abhän- gen. Die indischen Aktienmärkte konsolidierten im Einklang mit dem globalen Trend und verzeichneten einen leichten Verlust. Der Markt ist zweifellos nicht mehr billig; in den kommenden Monaten könnte sie jedoch noch von der Unterstützung aus der Innenpolitik und der Wirtschaft profitieren.

Brasilien

Die wirtschaftlichen Aussichten Brasiliens verschlechtern sich weiter. Zur Überraschung der Analysten wurden im Februar den dritten Monat in Folge Stellen abgebaut, anstatt wie erwartet neue Stellen zu schaffen. Auch im Januar scheint sich die Konjunktur weiter verlangsamt zu haben. Die Wachstumsschätzungen für die brasilianische Wirtschaft wurden daher weiter nach unten korrigiert; allgemein wird für 2015 mit einem konjunkturrückgang von knapp 0,8 % gerechnet. Diese schwache Wirtschaftsleistung dürfte die Notenbank trotz der weiterhin hartnäckig hohen Inflation mit ziemlicher Sicherheit dazu veranlassen, weitere Zinserhöhungen so lange wie möglich hinauszuzögern. Innenpolitisch steht Präsidentin Rousseff wenige Monate nach ihrer Wiederwahl zunehmend unter Druck. Angesichts der sich verschlechternden Wirtschaftslage, Korruptionsfällen und gescheiterten Reformen werden die Demonstrationen der Opposition immer dichter. Trotz dieser sehr negativen Rahmenbedingungen stieg der Bovespa-Aktienindex im Februar stark an und blieb im März insgesamt nahezu unverändert. Brasilianische Aktien gehören derweil zu den relativ günstigeren Schwellenmärkten. Ein nachhaltiger Preisanstieg wird voraussichtlich erst dann eintreten, wenn sich die Währungs- und Wirtschaftslage sichtbar stabilisiert haben.

Russland

Das zweite Minsker Abkommen scheint vorerst viel länger zu dauern als das erste Abkommen vom Spätsommer 2014. Der Waffenstillstand hält im Wesentlichen noch, wenn auch nicht ganz. Was die anderen politischen Punkte des Abkommens betrifft, ist die ukrainische Regierung dagegen vorerst nicht bereit, sie umzusetzen. Die Verlängerung des von Russland praktizierten Gaspreisrabatts für die Ukraine um weitere drei Monate war zweifellos ein positives politisches Signal aus Moskau. Schließlich gibt es keine vernünftige Alternative für eine friedliche Lösung der Krise. Allerdings ist das Risiko eines jahrelangen „eingefrorenen Konflikts“ nicht zu unterschätzen: Russische Anleihen erholten sich im März trotz leicht rückläufiger Ölpreise gut. Konjunkturdaten dokumentieren das schwierige wirtschaftliche Umfeld, zumal der Westen noch immer nicht bereit ist, die verhängten Sanktionen zu lockern. Frühindikatoren signalisierten zuletzt eine leichte Verbesserung, die Grundtendenz ist aber immer noch negativ. Die Schätzungen zum Wirtschaftswachstum gehen derzeit sehr weit auseinander. 2015 wird die russische Wirtschaft voraussichtlich von 1 % auf knapp 7 % zurückgehen.Nach der starken Erholung der Vorwochen hat sich der russische Aktienmarkt konsolidiert. In lokaler Währung verlor sie rund 8 %, in US-Dollar dagegen knapp 2 %. Solange die wirtschaftliche Lage, der Ölpreis und die Währung nicht nachhaltig stabilisiert sind und solange die harte Konfrontation zwischen dem Westen und Russland anhält, ist eine weitere nachhaltige Erholung kaum absehbar.

Türkei

Die Parlamentswahlen im Juni rücken näher und damit dominieren zunehmend innenpolitische Themen die Nachrichten an den türkischen Finanzmärkten. Präsident Erdogan möchte nach den Parlamentswahlen die Verfassung ändern lassen, um seine Befugnisse als Präsident massiv auszuweiten. Allerdings scheint die notwendige parlamentarische 2/3-Mehrheit für die AKP noch nicht gesichert. Zudem droht dem langwierigen und komplizierten Friedensprozess mit den Kurden ein Rückschlag. Dies wiederum könnte jedoch zu einem Wahlbündnis kurdischer Parteien und Politiker führen, was deren Chancen auf das Passieren der hohen Mindestschwelle von 10 % der Stimmen erhöhen würde. In diesem Fall könnte die Mehrheit der von der AKP verfolgten 2/3 gefährdet sein. Aus dieser Sicht dürfte der Markt in den kommenden Monaten noch stark von politischen Nachrichten beeinflusst sein, während sich die konjunkturelle Entwicklung weiter abzuschwächen scheint. Das Handelsdefizit verringert sich, was an sich gut ist. Dies liegt aber insbesondere daran, dass die Importe (vor allem Öl- und Energieträger) stärker zurückgehen als die Exporte. Ein leichter Anstieg der Exporte in die EU kann die nicht vorhandene oder rückläufige Nachfrage in den anderen großen Exportmärkten der Türkei, die durch Ölpreise oder Geopolitik beeinträchtigt werden, wie Russland, Irak oder die Vereinigten Arabischen Emirate, nicht kompensieren. Die türkische Lira gehörte im März zu den schwächsten Währungen der Region, die Anleiherenditen waren auf Monatsbasis insgesamt leicht höher. Auch der Aktienmarkt gab weiter leicht nach; Die Preise sanken um etwa 4 %.

Griechenland

Die wichtigsten Streitpunkte zwischen der Regierung in Athen und ihren Gläubigern (der „Troika“ aus EU, EZB, IWF) sind noch immer ungeklärt. Schließlich ist es der neu gewählten Syriza-Regierung unmöglich, ihre zentralen Wahlversprechen einzulösen und gleichzeitig die Forderungen der EU, der EZB und des IWF zu erfüllen. Letztere weisen klar auf die Stärke der Tatsachen hin: Je mehr Zeit ohne Einigung vergeht, desto prekärer und unerträglicher wird die finanzielle Lage Griechenlands, die immer schwächer wird und damit auch seine Verhandlungsposition schwächt. Das Verhandlungsklima ist alles andere als gut; dies verwundert nicht angesichts einer grundsätzlichen, politisch-ideologischen Auseinandersetzung, in der zwischenzeitlich auch persönliche Argumente zusammenlaufen. Das Risiko eines freiwilligen oder noch besser unfreiwilligen Austritts Griechenlands aus der Eurozone („Grexit“ oder „Greccident“) ist damit erheblich gestiegen. Während die unmittelbaren wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Eurozone kalkulierbar sein sollten, sind die langfristigen negativen politischen Auswirkungen weitaus schwieriger abzuschätzen. Für Griechenland selbst wäre ein solches Szenario zumindest kurz- und mittelfristig natürlich viel gravierender, was die Regierung in Athen aufgrund der sich erneut verschlechternden Aussichten auf eine Einigung keineswegs beabsichtigt Aktienmarkt brach deutlich ein. Die sehr steilen Schwankungen dürften vorerst anhalten, und griechische Staatsanleihen preisen mehr denn je die erheblichen Chancen eines Scheiterns der Vereinbarung oder eines weiteren Schuldenschnitts und/oder eines Austritts aus der Eurozone ein.

Polonia

In Polen, wie im gesamten zentraleuropäischen Raum, ist die wirtschaftliche Entwicklung derzeit positiv. In diesem Sinne sollten insbesondere die positiven Daten der letzten Periode aus Deutschland unterstützend wirken. Der Index des verarbeitenden Gewerbes liegt weiterhin deutlich über 50 Punkten und signalisiert damit eine Expansion der Branche. Die Inflationsrate liegt mit -1,6 % aber immer noch deutlich im deflationären Bereich. Die Zinssenkung der Notenbank Anfang März kam daher nicht überraschend; mit 0,50 % übertraf er jedoch alle Erwartungen und liegt nun bei 1,50 %. Gleichzeitig signalisierte die Zentralbank das Ende des Zinssenkungszyklus; in der Tat hat es in der Vergangenheit bereits zu anderen Zeiten ähnliche Erklärungen gegeben. Dennoch stiegen die Anleiherenditen im März leicht an; Der Zloty hingegen legte stark zu und profitierte von einer besseren Stimmung als Mitteleuropa. Der Warschauer Aktienmarkt hat sich zuletzt kaum verändert.

Tschechische Republik

Tschechien profitiert weiterhin von stabilen Exportaufträgen, die Industrieproduktion boomt derzeit und auch der gesamte Einzelhandel zeigt weiterhin eine positive Entwicklung. 2015 könnte die Wirtschaft um rund 2,4 % wachsen, nach rund 2 % im Vorjahr. Inzwischen scheint auch in Tschechien eine leichte Deflation angekommen zu sein. In der Politik wächst der Wunsch nach einer EU-Mitgliedschaft immer mehr, was vor allem auf die ohnehin schon sehr enge wirtschaftliche Verflechtung mit der Eurozone aufmerksam macht. Gleichzeitig sucht die Notenbank jedoch nach Wegen, die faktische Bindung der Krone an den Euro (durch einen „Mindestkurs“) zu beenden, ohne jedoch eine so starke Marktreaktion wie die ihrer Schweizer Kollegen zu riskieren bis Januar. Die tschechische Krone reagierte mit leichten Kursverlusten, während tschechische Anleihen dem positiven Trend der Staatsanleihen der Eurozone folgten. Der Prager Aktienmarkt verlor etwa 2,5 %.

Ungarn

In Ungarn sind ähnliche Trends wie in Polen zu beobachten: robuste Auslandsnachfrage begleitet von negativer Inflation. Das Wirtschaftswachstum im letzten Quartal 2014 hat deutlich positiv überrascht und auch die aktuelle Dynamik ist positiv. Die ungarische Zentralbank senkte ihren Leitzins auf ein neues Rekordtief von 1,95 %. Trotzdem stieg der Forint ähnlich wie der Zloty stark an. Im Gegensatz dazu waren die Renditen ungarischer Anleihen auf Monatsbasis leicht höher. Der Aktienmarkt erholte sich erneut deutlich und war mit einem Plus von 8 % der mit Abstand beste der Region. Wie schon im Februar wirkte sich die Ankündigung der Senkung der Bankensteuer positiv auf Finanztitel aus, unter anderem auf den Börsenriesen OTP (+20%).

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