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Der Renault-Fall in 5 Punkten: von Sonderemissionen bis zur Allianz mit Nissan

Die französische Regierung räumt ein, dass einige Renault-Fahrzeuge die CO2- und Stickoxid-Emissionsgrenzwerte nicht einhalten, bestreitet aber Betrug: Anders als beim Volkswagen Dieselgate sei keine illegale Software – hier ist der säumige Motor – in Gefahr Nissan – Nach dem gestrigen Zusammenbruch noch Verkäufe an der Aktie an der Börse.

Der Renault-Fall in 5 Punkten: von Sonderemissionen bis zur Allianz mit Nissan

„Die Situation ist in keiner Weise mit der von Volkswagen vergleichbar.“ Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron ist sich dessen sicher, aber der Sturm, der auf Renault losgelassen hat, reißt nicht ab. 

1. DIE NACHRICHTEN

Am Donnerstag, dem 14. Januar, enthüllte France Presse, dass Ermittler des französischen Betrugsbekämpfungsdienstes am 7. Januar die Computer einiger Büros des Autoherstellers beschlagnahmt hatten. Laut dem von der Nachrichtenagentur als Quelle zitierten CGT Renault-Syndikat der Website Lardy deuten die beteiligten Sektoren („Zulassung und Entwicklung von Motorsteuerungen“) darauf hin, dass die Durchsuchungen mit den Folgen der Abgasskandal von Volkswagen manipuliert.

Infolge dieser Nachricht brach die Renault-Aktie am Schwarzen Donnerstag des Autos um 10% ein (war jedoch so weit gegangen, das Feld bis auf 20% zu verlassen) und verlor 2,3 Milliarden Kapitalisierung an der Pariser Börse in einem Einzelsitzung. Heute, am Vormittag, sind die Aktien des französischen Unternehmens um 2,15 % auf 76 Euro gefallen (nur am 12. Januar waren sie mehr als 87 Euro wert). 

2. ANTWORT DES UNTERNEHMENS 

Renault erklärte, dass "die Ermittler beschlossen haben, zusätzliche Kontrollen in den Fabriken durchzuführen" und dass sich aus den laufenden Tests bisher keine Verfälschung der Emissionsdaten ergeben habe. Das Unternehmen habe zugesichert, dass es "voll und ganz bei den weiteren laufenden Untersuchungen kooperiere" und dass "die Direction Générale de l'Energie et du Climat (Dgec), Pilot-Gesprächspartner der unabhängigen Technischen Kommission im Auftrag des französischen Umweltministeriums, glaubt dass das laufende Verfahren das Vorhandensein einer manipulierten Software auf Renault-Fahrzeugen nicht zeigen würde“.

3. DIE ERKLÄRUNGEN DER REGIERUNG

Laut der französischen Ministerin für Umwelt und Verkehr, Ségolène Royal, wurde festgestellt, dass CO2 und Lachgas „die von den Vorschriften festgelegten Grenzwerte überschreiten“, aber bei Renault-Fahrzeugen wurde keine „illegale Software“ gefunden, um Emissionen auszutricksen, und deshalb ist es so nicht um Betrug. Der Minister präzisierte, dass zwei weitere ausländische Marken die Abgasvorschriften ebenfalls nicht einhalten würden.

Letzten Monat kündigte Renault nach dem Dieselgate von Volkswagen eine Investition von 50 Millionen Euro an, um die Lücke zwischen den Emissionen unter Homologationsbedingungen und unter realen Bedingungen zu verringern.

4. DER FEHLERHAFTE MOTOR

Der Motor im Zentrum der Untersuchung scheint der Renault Energy 1.600 dCi zu sein, der in zwei Leistungsstufen (130 und 160 PS) auf dem Markt erhältlich ist und in verschiedenen Modellen der Renault-Nissan-Gruppe (Renault Espace, Megane, Talisman und Nissan Qashqai zum Beispiel), aber auch auf Daimler-Autos, wie der Mercedes C-Klasse.

5. DIE ALLIANZ MIT NISSAN

Bestätigen sich die Vorwürfe, könnte die ohnehin schon nicht kerngesunde Allianz zwischen Renault und Nissan in eine Krise geraten. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Herstellern begann 1999, als das französische Unternehmen 43,4 % von Nissan erhielt und nur 15 % (und ohne Stimmrechte im Vorstand) an das japanische Unternehmen abtrat. Seitdem ist Nissan jedoch viel stärker gewachsen als Renault (heute mindestens doppelt so viel wert) und mittlerweile scheint das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Partnern zu unausgewogen zugunsten der Franzosen. 

Die eigentliche Kontroverse brach jedoch im vergangenen April aus, als die französische Regierung weitere 4,7 % von Renault erwarb (von denen sie bereits 15 % hatte), um sich ein doppeltes Stimmrecht im Aufsichtsrat zu sichern. Zu diesem Zeitpunkt beantragte Nissan, den Anteil von Renault auf 25 % zu erhöhen, um wieder zweitgrößter Aktionär zu werden und das Stimmrecht auszuüben. Dem Haus Yokohama bereitet vor allem die Beteiligung des französischen Staates an der Unternehmensführung Sorgen, weshalb man versucht, die Führung zwischen französischen und japanischen Komponenten neu auszubalancieren. Überhaupt war die Allianz mit Nissan für Renault überlebenswichtig und eine Auflösung wäre für den französischen Hersteller wohl fatal. 

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