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Deutschland: Niedersachsen geht wählen, hofft die SPD

Die morgige Wahl in Niedersachsen wird vor allem ein regionales Ereignis sein - die SPD will den Christdemokraten schottischer Herkunft David McAllister vom Gouverneurssitz verdrängen und verspricht, die in Deutschland nur teilweise geltenden Studiengebühren abzuschaffen Länder.

Deutschland: Niedersachsen geht wählen, hofft die SPD

Politiker des einen oder anderen Lagers wollen sie zwar zum Testfeld für die Bundestagswahl am 22. September machen, die am Sonntag anstehende Wahl in Niedersachsen wird aber vor allem ein regionaler Termin. In dem Land, das seine Ausläufer bis nach Hamburg ausdehnt und zu den wirtschaftlich prosperierendsten Regionen ganz Deutschlands zählt, sind große Unternehmen wie Volkswagen, Continental, Tui und Salzgitter ebenso angesiedelt wie hochkarätige Universitäten wie die in Göttingen, Hannover und Osnabrück.

Arbeits- und Wissenschaftspolitik stehen daher im Mittelpunkt der Wahlprogramme der verschiedenen Kandidaten. Insbesondere will die SPD den Christdemokraten schottischer Herkunft David McAllister vom Gouverneurssitz verdrängen und verspricht, die in Deutschland nur in einigen Bundesländern geltenden Studiengebühren abzuschaffen. Auch wenn sie bei Infrastruktur und Verkehr näher an der CDU zu sein scheinen, versäumen es die Sozialdemokraten nicht, ihren traditionellen Verbündeten, den Grünen, beim Thema Atommüll zuzuzwinkern. Tatsächlich gibt es im Land das Zwischenlager Gorleben, das nach Ansicht der Sozialdemokraten um keinen Preis zum endgültigen Lagerort werden muss. Tatsache bleibt jedoch, dass Stephan Weil, 54-jähriger Oberbürgermeister von Hannover und Landesvorsitzendenkandidat der SPD, dem rechten Flügel der Partei angehört (zu seinen dort am meisten gehörten Beratern gehört auch der Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der von 1990 bis 1998 Landeshauptmann war) und schließt daher die Bildung einer Großen Koalition nicht aus, wenn die Zahlen für ein rot-grünes Bündnis nicht ausreichen.

In den letzten Wochen hatte die SPD dank des Einbruchs der Umfragen auf Bundesebene selbst in Niedersachsen Mühe, ihren christdemokratischen Gegnern hinterherzujagen. Die Pressekampagne, die den Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück für seine Millionärshonorare und seine Lobbytätigkeit investierte, konnte der Popularität der SPD auf kommunaler Ebene nicht entgehen. Laut der letzten Umfrage vom 10. Januar würde die Cdu mit rund 41 % der Stimmen in Führung liegen und die Sozialdemokraten mit immer noch 33 % gut acht Punkte hinter sich lassen. Bei 13 Prozent der Grünen und plötzlich auf 5 Prozent springenden FDP-Liberalen wäre da nicht viel zu machen. Die erste Partei wählt aus, mit wem sie sich verbündet, und in diesem Fall würde sie dies natürlich mit ihren traditionellen Verbündeten, den Liberalen, tun. Alles hängt davon ab, ob die Partei von Wirtschaftsminister Philipp Rösler den Einzug in den Landtag schafft. Bis vor wenigen Tagen schien es eine unmögliche Mission zu sein. Die innerlich auch auf regionaler Ebene tief gespaltenen Liberalen liegen seit langem stabil bei rund 3 %, einer Schwelle, an der sich auch Pirati und die Linke, die extreme Linke, punktgleich befinden.

Keine Hilfe für die Liberalen kam bisher von den christdemokratischen Verbündeten von Präsident McAllister, der ziemlich sicher scheint, dass er nach dem Kater der Wulff-Affäre weiter regieren kann. Tatsächlich ging der Skandal, der den Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff im vergangenen Jahr überrollte, vom niedersächsischen Landtag aus und zwang ihn zum Rücktritt. Als Landespräsident erhielt Wulff von einem befreundeten Geschäftsmann einen Kredit über 500.000, um sein Landhaus kaufen zu können. Es ist noch nicht klar, ob und wie er sich jemals revanchiert hat. Tatsache bleibt, dass die CDU mit der Wulff-Affäre an Boden verlor, um ihn dank der Popularität von David McAllister, der Wulff nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten ablöste, wieder wettzumachen. Allerdings droht das niedersächsische Votum auch in Berlin gravierende Auswirkungen zu haben. Überließen die Christdemokraten der rot-grünen Koalition die Regierung, gäbe es im Bundesrat fortan eine sozialdemokratisch-ökologische Mehrheit. Für Frau Merkel wäre das trotz ihres starken Anstiegs in den Umfragen sicher kein guter Start ins Jahr 2013.

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