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Wachsen in der Entglobalisierung: Reformen sind alternativlos

FOCUS BNL - Geringes Wachstum, geringe Inflation, geringer internationaler Handel: Das Problem liegt vor allem im dritten "B", das sich Tag für Tag konsolidiert und durch den Brexit und die neue amerikanische Präsidentschaft zu verschärfen droht - In den USA mehr besetzt, aber mehr Ungleichheiten - Auch für Italien sinkt das Exportwachstum und Reformen werden zur einzigen Lösung, um ausländische Investoren anzuziehen und die Entwicklung wieder aufzunehmen

Wachsen in der Entglobalisierung: Reformen sind alternativlos

Das Problem liegt im dritten "b". In dem Szenario von niedrigem Wachstum, niedriger Inflation und niedrigem Welthandel, das die Wirtschaft belastet, liegt die größte Gefahr in der Verlangsamung des Welthandels, in den Unsicherheiten des Trends zur Globalisierung, die wir für unumkehrbar hielten. Es ist kein zyklisches Leiden. Es ist eine Realität, die sich von Tag zu Tag festigt und mit der man nur schwer mithalten kann. Eine intellektuelle Herausforderung für Ökonomen.

Ein großes Rätsel für Regierungen und Behörden, die auf die Probleme der Wirtschaft sowie die Unzufriedenheit der Wähler reagieren müssen. Denn wie das Brexit-Referendum und die US-Präsidentschaftswahlen gezeigt haben, kann sich die Globalisierungskrise als starker Auslöser für Unsicherheiten und Veränderungen, auch politischer Natur, erweisen. Der amerikanische Fall ist in vielerlei Hinsicht sinnbildlich. In den acht Jahren der Obama-Regierung hat sich die Arbeitslosenquote der US-Wirtschaft fast halbiert und das nominale BIP um vier Billionen Dollar erhöht. Um die Erholung von der Finanzkrise zu unterstützen, war der Mix aus Geld- und Fiskalpolitik kraftvoll und ausgewogen.

Die monetäre Expansion hat den Bestand an Vermögenswerten der Federal Reserve mehr als verdoppelt. Fiskalische „Defizitausgaben“ haben das Verhältnis der Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt um fast vierzig Punkte erhöht. Quantitative Lockerung und das Staatsdefizit trugen dazu bei, Wachstum und Inflation in einem Kontext des internationalen Handels zu stützen, der immer noch über den BIP-Wachstumsraten lag. Das Spiel funktionierte, zumindest an der Oberfläche.

Zwischen 2008 und 2016 stieg die US-Beschäftigung um neun Millionen. Aber zwischen 2008 und 2014 ist auch die Zahl der vom US Census Bureau befragten Armen um neun Millionen gestiegen. Die Globalisierung mit ihrer mikroökonomischen Umschreibung der Produktions- und Arbeitsregionen hat die Ungleichheiten bei der Einkommensverteilung verstärkt. Sie hat dem Erosionsprozess der Mittelschicht einen Schub gegeben.

Solange es Wasser gab, um die Felsen zu verbergen, wurde die Navigation fortgesetzt. Dann machte die amerikanische Wahlrunde vor dem Hintergrund der globalen Wirtschaftsabschwächung deutlich, dass Makrozahlen weder ausreichen, um die Entwicklung zu qualifizieren, noch um Wahlen zu gewinnen. Wachstum erfordert neben Quantität auch Qualität. Qualität bedeutet vor allem Inklusion. Die schleichende Krise der Globalisierung bedroht Europa noch stärker. Die Wirtschaftszahlen sagen es. In den ersten neun Monaten dieses Jahres wuchsen die deutschen Exporte nur um eine Milliarde Euro, das entspricht weniger als einem Prozent.

2015 lag das Expansionstempo bei über sechs Prozentpunkten. In Italien sank das Exportwachstum auf weniger als einen halben Prozentpunkt. Für Frankreich zeigen die grenzüberschreitenden Verkäufe sogar einen Rückgang im Vergleich zum Vorjahr. Europas Problem ist die übermäßige Abhängigkeit unseres Entwicklungsparadigmas vom Exportmotor. Eine Abhängigkeit, die jetzt Züge eines echten strukturellen Ungleichgewichts annimmt. Dies wird durch den Warnmechanismusbericht 2017 bestätigt, der am 16. November von der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde. Der Leistungsbilanzüberschuss des Euroraums ist zum größten der Welt geworden. 350 erreichte es 2015 Milliarden Euro.

In Deutschland wird dieses gigantische schwarze Loch, das Investitionen abzieht, um Ersparnisse zu akkumulieren, in diesem Jahr auf neun Prozentpunkte des BIP ansteigen, 50 % mehr als die von den Gemeinschaftsmechanismen festgelegte Alarmschwelle. Die Verringerung des Ungleichgewichts bedeutet, einen Prozess zur Diversifizierung der Wachstumsmotoren einzuleiten, der eine Antwort auf den eingefrorenen Handel bietet. Die während des Europäischen Semesters 2017 ausgesprochene Aufforderung, den finanzpolitischen Kurs des Euroraums insgesamt um einen halben Prozentpunkt des BIP auszuweiten, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Die Verpflichtung, mehr und vor allem besser zu wachsen, muss weiter gehen.

In Ermangelung fiskalischer Anreize amerikanischen Ausmaßes wird die Herausforderung darin bestehen, das Abflauen der Globalisierung oder die Fähigkeit, ausländische Investitionen anzuziehen, zu nutzen, insbesondere im Hinblick auf eine „Umverlagerung“ oder Rückführung der Produktion. Dies gilt insbesondere für die italienische Wirtschaft. Wachsen Sie durch Reformen, die unser Entwicklungspotenzial verbessern. Reformen, die Investoren und Märkte überzeugen. Vor allem Reformen, die auf die Zukunft unserer Kinder blicken und Innovation und Inklusion verbinden.

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