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New York Times in Panik: Verlassen vom Social-Media-Redakteur weiß nicht, wie er es ersetzen soll

WEB-JOURNALISMUS – Liz Heron wechselt zum Wall Street Journal, bringt 320 Abonnenten auf ihre Facebook-Seite und die New York Times weiß nicht mehr, wie sie sie ersetzen soll, weil sich kein einziger ihrer Redakteure für die neue Aufgabe als geeignet erwiesen hat: Auch dies ist ein Durchbruch

New York Times in Panik: Verlassen vom Social-Media-Redakteur weiß nicht, wie er es ersetzen soll

Liz Heron, Leiterin Social Media bei der „New York Times“, hat gekündigt und ist zum „Wall Street Journal“ gewechselt. Solche Dinge passieren oft, und es gibt keinen Grund, sich darüber allzu viele Sorgen zu machen. Fakt ist aber, dass die "New York Times" unter ihren 1000 Journalisten Mühe hat, Ersatz zu finden. Also sucht er sie draußen, unter Tausenden brillanter junger Leute, die alles über Twitter und Facebook wissen, aber keine Journalisten sind.

Im Kleinen ist dies auch ein Wendepunkt. Unter den Redakteuren der „Times“, die für die Rolle geeignet schienen, gab es keinen, der sie annahm: Zum einen, weil die Qualifikation zum Social Media Editor noch immer keinen guten Eindruck auf einer Visitenkarte macht, vor allem aber, weil das niemand will Stunden damit verbringen, dem Geschwätz der Leute zuzuhören, wenn in der Redaktion so viel ernsthafte Arbeit zu erledigen ist.

Liz Heron versucht seit Monaten, den Branchen eine neue Kultur einzuflößen, die den enormen Möglichkeiten Rechnung trägt, die eine traditionelle Zeitung durch Tausende von Menschen bietet, die bereit sind, Geschichten (nicht immer nur ihre eigenen) zu erzählen und die Ereignisse zu bezeugen. Doch er hatte wenig Erfolg und beschloss, dorthin zu gehen, wo man mehr an diese Dinge glaubt: Rupert Murdochs „Wall Street Journal“ hat einen größeren Bereich Social Media und plant, das Personal weiter aufzustocken. Wenn ein wirklich guter Journalist in der Printwelt eine Zeitung für eine andere verlässt, nimmt er immer eine Handvoll Leser mit.

In der Welt der sozialen Netzwerke läuft es anders: Heron hat 320 Abonnenten auf seiner Facebook-Seite, die ihm nun zum „Wall Street Journal“ folgen werden, mit interessanten Implikationen für alle, die sich mit der Leserwanderung im Internetzeitalter beschäftigen.

Die Welt verändert sich und das fällt selbst den Journalisten der „New York Times“ schwer auf. Sie träumen immer noch davon, als Gesandte vielleicht nach Afrika geschickt zu werden, und ignorieren, dass bis zum Kofferpacken das Video der Freiwilligenvereinigung Invisible Children der Kinderarmee des ugandischen Warlords Joseph Kony von 90 Millionen Menschen angesehen wurde auf Youtube und löste eine Welle der weltweiten Empörung aus, die keine Zeitung allein hätte auslösen können. Okay, es ist nicht dasselbe und Sie sollten nicht alles glauben, was Sie online sehen oder lesen. Aber aus einem gut organisierten Social-Media-Bereich, geführt von motivierten Menschen und in ständigem Kontakt mit der Redaktion, kann nur Gutes für die Zukunft der Zeitungen kommen.

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