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Deutschland, Altkanzler Schmidt: „Merkel versteht die Wirtschaft nicht“

„Angela Merkel weiß nicht, wovon sie redet, wenn es um Finanzen geht“, sagte Altkanzler Helmut Schmidt in einem im Handelsblatt veröffentlichten Interview – „Um aus der Krise herauszukommen, sollte eine Keimzelle der Europäischen Union Bestimmungen des Vertrags von Lissabon anwenden, die eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen bestimmten Mitgliedstaaten ermöglichen“

Deutschland, Altkanzler Schmidt: „Merkel versteht die Wirtschaft nicht“

Altkanzler Helmut Schmidt, im Dezember 1974 Jahre alt, ist immer noch so scharfsinnig und bissig, dass er Außen- und Wirtschaftspolitik mühelos sowohl in Zeitungsblättern als auch auf öffentlichen Veranstaltungen diskutieren kann. Die sozialdemokratische Politikerin, die Deutschland von 1982 bis XNUMX regierte, scheute in dem am vergangenen Montag vom Handelsblatt veröffentlichten Interview keine Kritik an der Kanzlerin und ihrem Protegé Peer Steinbrück, dem früheren Finanzminister von Angela Merkel und nun ihrem Gegenkandidaten bei der September-Wahl. 

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Schmidt äußerst deutlich zur Bewältigung der Eurokrise und ganz allgemein zur Lage der deutschen Politik äußert. Diesmal fällt der Kommentar jedoch besonders scharf aus. „Angela Merkel weiß nicht, wovon sie redet, wenn es um Finanzen geht“, widerspricht Schmidt sarkastisch der Analyse der Kanzlerin zur Entstehung und Lösung der aktuellen Krise. Für Schmidt ist das Problem weniger die Wettbewerbsfähigkeit der Südstaaten, oder vielmehr ist die geringe Wettbewerbsfähigkeit einiger Länder nur Ausdruck gravierender Handelsungleichgewichte innerhalb der Eurozone, zu deren Behebung auch Deutschland seinen Beitrag leisten sollte, nämlich zu korrigieren Sie seinen chronischen Überschuss. Insbesondere sollten Löhne und Gehälter angesichts der übermäßigen Mäßigung der vergangenen Jahre stärker steigen als die Inflation, schlägt Schmidt vor. 

Gleichzeitig bestreitet Schmidt jedoch, dass Deutschland wirklich eine führende Rolle für den Rest Europas spielen kann. Das Problem wäre die immer noch auf den Deutschen lastende Kollektivschuld wegen ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit. Die Altkanzlerin schlägt einen Ausweg vor, der sehr an das vielzitierte Europa der zwei Geschwindigkeiten erinnert, nicht zuletzt auch von Frau Merkel in einem ihrer letzten Sommerinterviews mit der ARD. „Ideal wäre es, wenn ein starker Kern der Europäischen Union die Bestimmungen des Vertrags von Lissabon nutzt, die eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen bestimmten Mitgliedstaaten ermöglichen“, sagte Schmidt. 

Hart ist auch der Kommentar zum Verfassungsgerichtshof Karlsruhe, auf dessen Unabhängigkeit die Richter, die über das OMT-Programm der EZB urteilen sollen, sicher nicht die Hand ins Feuer legen könnten. Schließlich zeigte sich auch Schmidt von den Qualitäten des Anwärters von Frau Merkel nicht überzeugt. Obwohl er sie vor einiger Zeit gelobt hat, zeigt sich Schmidt nun skeptischer gegenüber ihren Talenten. Auf die Frage des Handelsblatt-Chefs, wonach Steinbrück auch ein guter Kanzler sein könne, er aber vorerst nur gezeigt hätte, dass er nur einen schlechten Wahlkampf führen könne, antwortete Schimidt lakonisch: „Ja, das könnte sein“.

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