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Ruhe am Aktienmarkt angesichts des Drucks auf die US-Schulden und steigender Ölpreise

von Ugo Bertone – Wichtigster Termin heute ist die monatliche geldpolitische Sitzung der EZB mit anschließender Pressekonferenz von Präsident Trichet. Aus seinen Worten könnten neue Ideen zur Vision der wirtschaftlichen Entwicklung und zu den Zinsaussichten entstehen.

Die Mailänder Börse versucht, die Schwierigkeiten des Vorabends, verbunden mit den schlechten Nachrichten zur US-Wirtschaft und den Auseinandersetzungen um die Griechenlandkrise, hinter sich zu lassen. Das beige Buch der Federal Reserve zeigt, dass die US-Wirtschaft in einem stabilen Tempo wächst, aber dass es in 4 der 12 überwachten Distrikte eine Verlangsamung gibt, deren Hauptursache auf die höheren Kosten für Treibstoff und Nahrungsmittel zurückzuführen ist.

 

Fitchs Warnung zu den US-Schulden traf gestern Abend endlich ein: Die Agentur könnte Washingtons Staatsanleihen auf Müll herabstufen, wenn sich das Weiße Haus und der Kongress nicht auf die neue Schuldenobergrenze einigen. US-Finanzminister Tim Geithner hat versichert, dass die Einigung bis Anfang August erreicht wird.

 

Nach dem OPEC-Treffen, bei dem keine Einigung über die von Saudi-Arabien gewünschte und von Iran, Venezuela und Algerien abgelehnte Produktionssteigerung erzielt wurde, steigt das Rohöl. Nachdem der WTI gestern um 1,6 % zulegen konnte, verzeichnet er heute Morgen einen erneuten Anstieg um 0,6 % auf 101,4 Dollar je Barrel. Brent wird bei 118 Dollar gehandelt.

 

Der FtseMib-Index stieg jedoch zu Beginn um 0,2 %, auch dank der Kurserholung der beiden Banken, die am stärksten vom gestrigen Rückgang betroffen waren: Popolare di Milano stieg um 1,9 %, während Monte Paschi um 1,4 % zulegte. Es wurde bekannt gegeben, dass Crédit Agricole nach dem Verkauf der mit der Kapitalerhöhung verbundenen Rechte seinen Anteil an Intesa von 5 auf 3,8 % reduziert hat. Ache Generali, die 2/3 der Rechte verkaufte, fiel von 4,5 auf 3,8 %.

 

Die Börsen von London, Paris und Frankfurt stiegen um 0,1 %, der amerikanische Aktienmarkt schloss gestern Abend mit einem Minus von 0,1 % beim Dow Jones, S&P -0,4 %, Nasdaq -0,9 %. Die allgemeine Schwäche betraf auch die asiatischen Aktienmärkte, mit Ausnahme von Tokio, das um 0,1 % schloss. Hongkong ist um 1 % zurückgegangen, Shanghai um 1,2 % und Mumbai um 0,1 %.

 

Das wichtigste Ereignis heute ist die monatliche geldpolitische Sitzung der EZB mit anschließender Pressekonferenz von Präsident Jean Claude Trichet. Aus seinen Worten könnten neue Ideen zur Vision der wirtschaftlichen Entwicklung und zu den Zinsaussichten entstehen. Die Notenbank dürfte die Zinsen bei aktuell 1,25 % bestätigen, jedoch Zeichen einer restriktiven Geldpolitik setzen und damit den Markt auf eine mögliche Zinserhöhung im Juli vorbereiten. Unterdessen wird der Euro bis zum EZB-Treffen gegenüber dem Dollar gut unterstützt: Die Einheitswährung handelt bei 1,4628 gegenüber 1,458 zum vorherigen Handelsschluss.

 

Gemina sticht unter den Aktien hervor, die wichtige Einblicke bieten könnten, nachdem Changi, das Unternehmen, das den Flughafen von Singapur verwaltet (bereits mit 8 % Anteilseigner), Interesse an einer Aufstockung seines Anteils bekundet hatte. Auch Dea Capital steht im Rampenlicht: Die türkische Tochtergesellschaft Migros hat den Verkauf der Discounter-Kette Sok für 600 Millionen Euro angekündigt. Die Transaktion erleichtert den Verkauf der verbleibenden Migros-Beteiligung (13,7 %).

 

Positiv (+1,68%) die Marktreaktion auf die Veröffentlichung der Proforma-Daten von Fiat nach der Einbeziehung von Chryser in den Konzernabschluss. Negative Erwartungen für Azimut, nachdem sowohl Banca Leonardo als auch Equita ihre Kursziele auf 9 bzw. 9,4 Euro gesenkt hatten. Maire Tecnomin geht derweil weiter aufwärts und verliert an der Börse weitere 2,8 Prozent.

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