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Deutschland-Griechenland: Berlin spart mit der Athen-Krise 100 Milliarden ein

Als Reaktion auf die griechische Schuldenkrise haben Anleger in den vergangenen Jahren die Bundesanleihen mit Käufen überschwemmt: Selbst wenn Athen Insolvenz anmelden und alle Schulden streichen würde, hätte Deutschland zu diesem Zeitpunkt immer noch 10 Milliarden zugelegt.

Deutschland-Griechenland: Berlin spart mit der Athen-Krise 100 Milliarden ein

In den letzten fünf Jahren hat die Krise in Griechenland es Deutschland ermöglicht, 100 Milliarden Euro an Zinsen für Staatsschulden einzusparen, eine Summe von über 3 % des BIP der größten Volkswirtschaft der Eurozone. Das schreibt das deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut Iwh in einer Studie und erinnert daran, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen am 3. Januar 2010 bei 3,2 % lag, gestern bei 0,66 %.

Dieser Rückgang der deutschen Zinsen wurde durch die Griechenlandkrise ausgelöst, da die Anleger in Zeiten finanzieller Unsicherheit ihre Ressourcen schützten, indem sie sich auf sicherere Wertpapiere konzentrierten: zunächst gerade auf deutsche Staatsanleihen, die von den Märkten als sicherer Hafen angesehen wurden. 

So betonte Iwh, „während der Euroland-Schuldenkrise hat Deutschland überproportional von diesem Effekt profitiert“. Jedes Mal, wenn schlechte Nachrichten aus Griechenland kommen, fallen die Renditen von Bundesanleihen aufgrund des Ansturms auf sichere Häfen. 

Nicht nur das: Das deutsche Griechenland-Engagement beträgt nach Berechnungen des Iwh einschließlich des noch zu genehmigenden dritten Hilfsplans 90 Milliarden und damit weniger als die 100 Milliarden, die Berlin an Zinsen spart. 

Das heißt, selbst wenn Athen Insolvenz anmelden und alle seine Schulden erlassen hätte, hätte Deutschland immer noch 10 Milliarden gewonnen. Würde Griechenland hingegen „die Schulden ganz oder teilweise zurückzahlen“, wären die Gewinne für Berlin „erheblich“. 

Aus der Studie ergibt sich daher der Verdacht, dass Deutschland politisch darauf hinarbeitet, eine endgültige Lösung der Griechenland-Krise zu vermeiden und damit weiterhin sehr niedrige Zinsen für seine Staatsschulden zu zahlen.

Auch Deutschland hat nach der seit 2011 von Athen betriebenen Privatisierungspolitik wichtige Aufträge verbuchen können, darunter den Kauf von 14 griechischen Regionalflughäfen, darunter den von Korfu, durch das Unternehmen Fraport für rund eine Milliarde Euro.

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