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Bacon und Giacometti, Abstraktion und Realismus in der modernen Kunst

Die eigens für die Basler Ausstellung geschaffene multimediale Installation im letzten Raum bietet einen faszinierenden Einblick in diesen persönlichen Kosmos.

Bacon und Giacometti, Abstraktion und Realismus in der modernen Kunst

Alla Beyeler-Stiftung eine Ausstellung gewidmet Alberto Giacometti und Francis Bacon: zwei große Protagonisten der modernen Kunst, Freunde und Rivalen zugleich, deren kreative Vision einen starken Einfluss ausübte, der bis heute anhält.

Dies ist die erste gemeinsame Museumsausstellung von Giacometti und Bacon, die die Beziehung zwischen den beiden Künstlerpersönlichkeiten beleuchtet.

So sehr ihre Kunst auf den ersten Blick erscheinen mag, die doppelte Präsentation ihrer Arbeit offenbart viele auffällige Ähnlichkeiten. Die Ausstellung vereint bekannte Schlüsselwerke beider Künstler mit selten gezeigten Werken, darunter vor allem eine unveröffentlichte Serie von Original-Gipsfiguren aus Giacomettis Nachlass und vier Triptychen von Bacon. Ein Medienraum bietet spektakuläre Einblicke in die Ateliers der Künstler. Die Ausstellung wurde von der Fondation Beyeler in Zusammenarbeit mit der Giacometti-Stiftung in Paris organisiert.

Der britische Maler Bacon und der Schweizer Bildhauer Giacometti wurden einander Anfang der 60er Jahre durch eine gemeinsame Freundin, die Malerin Isabel Rawsthorne, vorgestellt. Bis 1965 war ihre Freundschaft so eng geworden, dass Bacon Giacometti in der Tate Gallery in London besuchen konnte, wo er eine Retrospektive vorbereitete. Dokumentiert wird diese Begegnung in einer Fotoserie des britischen Fotografen Graham Keen, die die beiden Künstler in einem angeregten Gespräch zeigt. Über XNUMX Jahre später treffen sie sich in der Fondation Beyeler wieder, wo ihr Doppelporträt in Fotografien von Graham Keen zu Beginn der Ausstellung zu sehen ist.

Bacon und Giacometti verband ein unerschütterlicher Glaube an die Bedeutung der menschlichen Figur. Sie interessierten sich sehr für die Rolle der Tradition und der alten Meister, die sie studierten, kopierten und paraphrasierten. Beide beschäftigten sich mit dem Problem der zweidimensionalen Raumdarstellung und integrierten käfigartige Strukturen in ihre Arbeiten, um Figuren in ihrer Umgebung zu isolieren. Beide beschäftigten sich mit dem fragmentierten und deformierten Körper und teilten die Obsession für Porträts und die Darstellung menschlicher Individualität. Beide behaupteten, "Realisten" zu sein, die die menschliche Figur als ihren Hauptbezugspunkt betrachteten, aber - jeder auf seine Weise - neue Extreme der Abstraktion erforschten und damit die Antithese von Figuration und Abstraktion in Frage stellten, die eine so zentrale Rolle spielte Geschichte der modernen Kunst.

Alberto Giacometti
ALBERTO GIACOMETTI, CAROLINE, 1961
Öl auf Leinwand
100 x 82 cm
Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler
© Nachfolge Alberto Giacometti/2018, ProLitteris, Zürich
Foto: Robert Bayer

Die Ausstellung ist thematisch organisiert und gruppiert Werke von Giacometti und Bacon in einer Abfolge von neun Räumen. Unterschiede und Gemeinsamkeiten werden hervorgehoben, wobei besondere Merkmale wie die oft lebhaften Farben von Bacon und die Graustufen, die Giacomettis Werk charakterisieren, berücksichtigt werden. Der Rundgang beginnt mit Porträts der Malerin Isabel Rawsthorne, die eng mit Giacometti und Bacon befreundet und zeitweise ihre Ex-Geliebte war. Sie posierte für beide Künstler und fungierte auch als ihre Muse. Sie stilisierten sie auf unterschiedliche Weise: Giacometti malte sie aus der Ferne (buchstäblich und im übertragenen Sinne), während Bacon sie als Femme fatale malte, die an die Furien der griechischen Tragödie erinnert.

Ihre kleinen, verstreuten Ateliers waren für Bacon und Giacometti besondere Orte: chaotische Räume, aus denen große Kunst hervorging. Die Ateliers der beiden Künstler wurden anhand historischer Fotografien rekonstruiert. Zwei großformatige Projektionen von Christian Borstlap, Leiter des Amsterdamer Designstudios Part of a größere Plan, lassen den Betrachter wie aus erster Hand Zeuge der Kreativität werden, die sich über die Wände und Böden dieser sehr privaten Räume entfaltet – Bacon weigerte sich Besucher in sein Atelier einlassen. Die Projektionen werden den Stimmen von Bacon und Giacometti überlagert, die über ihre Arbeit und ihr Studium sprechen. Die audiovisuelle Rekonstruktion gibt einen direkten Einblick in die Arbeitsweise der Künstler und eröffnet so eine weitere, faszinierende Dimension ihres Schaffens. Dort BNP Paribas Schweizer Stiftung, als Partner der Fondation Beyeler für multimediale Vermittlung, hat diesen Aspekt der Ausstellung grosszügig unterstützt.

Die Ausstellung ist bis zum 2. September geöffnet – STIFTUNG BEYELER
Baselstrasse 101 – CH-4125 Riehen/Basel

Bild FRANCIS BACON, IN MEMORY OF GEORGE DYER, 1971Öl- und Trockentransferschrift auf Leinwand
jeweils 198 x 147.5 cm
Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler
© Der Nachlass von Francis Bacon. Alle Rechte vorbehalten / 2018, ProLitteris, Zürich
Foto: Robert Bayer

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